Service Reden 2016 > Sylvia Löhrmann

 

17. Februar 2016
Rede anlässlich der Verleihung des digita 2016

 
 
Statement der Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann

- es gilt das gesprochene Wort -


Sehr geehrter Prof. Hendricks,
liebe Jury-Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

Internet und Multimedia verändern die Arbeitswelt und unsere Freizeit. Sie haben bereits die Musikindustrie, das Verlagswesen und die Kommunikation in sozialen Netzwerken revolutioniert.

Dazu zwei aktuelle Belege aus den Feuilletons deutscher Tageszeitungen:

Der Netflix-Gründer Reed Hastings vergleicht im WELT-Interview seine Serie
   
 

"House of Cards" mit Shakespeare und Balzac. Mit der Art von Fernsehen, die Netflix anbietet, sei eine neue Art des Erzählens gefunden worden: "Film-Bücher", die unabhängig von Ort und Zeit immer und überall konsumiert werden können – wie ein Roman. Hastings sagt das Ende des linearen Fernsehens voraus.

Das soziale Netzwerk Facebook wird in der Süddeutschen Zeitung mit einer Nation verglichen: Wenn man die Zahl der Nutzer mit der Bevölkerungszahl gleichsetzt, wäre Facebook 2010 bereits das drittgrößte Land der Erde gewesen - nach China und Indien. Heute wäre Facebook mit fast 1,4 Milliarden Nutzern das größte Land der Welt.

 
  Reden 2016  
  Reden 2015  
  Reden 2014  
  Reden 2013  
  Reden 2012  
  Reden 2011  
  Reden 2010  
  Reden 2009  
  Reden 2008  
  Reden 2007  
  Reden 2006  
  Reden 2005  
  Reden 2004  
  Reden 2002  
  Reden 2001  

Der digitale Wandel bringt eine Vielzahl von Chancen und Herausforderungen auch für die Schulen – auf dieser Bildungsmesse finden Sie dafür vielfältige Belege. Der digitale Wandel verändert Schule: vom Schulbuch bis zum Schulbau, vom Lehrplan bis zum Stundenplan, vom Vormittag bis zum Ganztag.

Mein Hauptanliegen ist es dabei, die Möglichkeiten der digitalen Welt gezielt zur Qualitätsentwicklung in der schulischen Bildung zu nutzen. Meine Leitfragen lauten:

  Wie können die digitalen Medien die Lernprozesse der Kinder und Jugendlichen unterstützen?
  Wie stehen Digitalisierung und Chancengerechtigkeit zueinander bzw. wie machen wir uns den digitalen Wandel für Teilhabe und Chancengerech­tigkeit zunutze?

 


In diesem kurzen Statement will ich Ihnen zur Illustration drei Projekte aus Nordrhein-Westfalen skizzieren. Damit wollen wir den digitalen Wandel aktiv gestalten.

1. Wir müssen allen Kindern und Jugendlichen Medienkompetenzen vermitteln – dafür steht der "Medienpass NRW".

Im vorigen Jahr haben wir uns sehr über den digita-Sonderpreis für das Projekt "Medienpass NRW" gefreut. Mit dem "Medienpass NRW" definieren wir Medienkompetenzen für aktives und selbstständiges Lernen in Schule und Unterricht, für Beruf und gesellschaftliche Partizipation.

Wir verknüpfen die Medienkompetenzen mit den Lehrplänen der Fächer und wollen sie so zu verbindlichen Lernzielen machen. Das gilt auch für die informatische Bildung: Die Bereiche der Informatik, die zur Allgemeinbildung gehören, werden wir über den "Medienpass NRW" in den Pflichtkanon für alle Schülerinnen und Schüler aufnehmen.

Noch einmal: Wir müssen allen Kindern und Jugendlichen Medienkompetenzen vermitteln – dieser Leitgedanke steckt hinter dem "Medienpass NRW".

 

2. Wir brauchen digitale Schulbücher, die auf die Bedürfnisse des Unterrichts abgestimmt sind - deshalb erproben wir zwei Prototypen im Unterricht.

Meine Damen und Herren, die Zukunft des Schulbuchs ist digital. Unsere Anforderungen an schülergerechte Lernmittel können in der Gutenberg-Galaxis nicht mehr erfüllt werden. Für die Vielfalt in den Lerngruppen müssen wir den Lehrerinnen und Lehrern vielfältiges Arbeitsmaterial an die Hand geben.

Was heißt das konkret? Wie müssen Lernmittel zukünftig gemacht sein?

  Inhalte und dazu passende Aufgaben sind auf mehreren Kompetenzniveaus verfügbar.
  Filmsequenzen und Animationen ergänzen Texte und Bilder.
  Zentrale Texte sind als Audios eingesprochen.
  Technische Hilfsmittel schaffen neue Zugänge. Das kann z. B. die Anpassbarkeit von Schriftgrößen sein oder die Veränderbarkeit von Seitenhintergründen und Helligkeitsstufen.
  Texte werden zusätzlich in so genannter ‚leichter Sprache’ formuliert und erleichtern sowohl Schülerinnen und Schülern mit besonderen Förderbedarfen als auch Schülerinnen und Schülern, die Deutsch erst lernen, das Verstehen.
  Zusätzliche Audiospuren enthalten Übersetzungen in die Sprachen der Herkunftsländer von Flüchtlingen.

Wie wir uns digitale Schulbücher wünschen, wollen wir mit zwei Prototypen zeigen, die wir derzeit in Schulen erproben. Daraus werden wir neue Kriterien für die Zulassung von Lernmitteln ableiten und mit den Verlagen besprechen.
Fest steht: Für die zunehmend heterogene Schülerschaft brauchen wir (mehr) digitale Schulbücher mit all den vielfältigen Möglichkeiten, die sie bieten.

 

3. Für die Arbeit mit digitalen Schulbüchern brauchen die Schulen Vertrauensräume im Internet – diesen Raum bietet LOGINEO NRW.

Als Vertrauensräume im Netz sind Facebook, WhatsApp und Dropbox nicht geeignet. Diese Produkte internationaler Konzerne erfüllen unsere Ansprüche an den Datenschutz nicht.

In Absprache mit unserem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit schaffen wir dafür in diesem Jahr eine öffentliche Infrastruktur, LOGINEO NRW. LOGINEO NRW bietet z. B. allen Lehrkräften eine dienstliche E-Mail-Adresse an und eine komfortable Dateiablage. Die Einführung wird noch mit den Personalräten abgestimmt.

Kurz: LOGINEO NRW schafft einen sicheren Raum als Voraussetzung für digitales Lernen an unseren Schulen.

 

Meine Damen und Herren, wir in Nordrhein-Westfalen sprechen davon, dass wir den digitalen Wandel gestalten wollen. Und ja, Schulen verändern sich dadurch, aber sie werden durch den digitalen Wandel nicht revolutioniert. Sie bleiben Häuser des Lernens, wo Lernende und Lehrende sich täglich treffen. Die Digitalisierung wird zur Verbesserung des Lernens beitragen.

Einen besonderen Beitrag können die Bildungsmedien leisten, die heute mit dem Deutschen Bildungsmedienpreis "digita 2016" ausgezeichnet werden. Ich kann das sagen, weil ich die Preisträger schon kenne – die Urkunden habe ich in der vorigen Woche unterschrieben.

Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich Sie heute persönlich beglückwünschen darf. Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Bildungsmedienpreis "digita 2016"! Verbunden damit ist mein Wunsch, dass die ausgezeichneten Medien zur Verbesserung des Lernens an unseren Schulen beitragen werden.

Mein herzlicher Dank geht auch an die Jury und stellvertretend für alle Mitglieder an den Vorsitzenden Prof. Hendricks. Ich wünsche Ihnen und uns für das nächste Jahr wieder viele preiswürdige Bewerbungen!

 
         Impressum
       Datenschutz