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Reden zur digita-Preisverleihung 2002 |
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20. Februar 2002 Eröffnungsrede zur digita 2002-Preisverleihung
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Wilfried Hendricks, Initiator des digita, auf der Bildungsmesse 2002 in Köln.
Sehr geehrter Frau Ministerin Ahnen!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir heißen Sie zur Verleihung des digita willkommen auf der Bildungsmesse 2002. Ich möchte Sie namens der Träger des Deutschen Bildungssoftware-Preises digita ganz herzlich begrüßen. Wir danken Ihnen, dass Sie unsere Einladung angenommen haben.
Wir - das sind die Zeitschrift "bild der wissenschaft", die Stiftung Lesen, und das IBI - Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft.
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Unser ganz besonderer Gruß gilt Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin Ahnen, verbunden mit dem herzlichen Dank, dass Sie die Schirmherrschaft über den diesjährigen Wettbewerb übernommen haben. Mit der Vergabe der Schirmherrschaft an eine Bildungsministerin oder einen Bildungsminister zeigen wir als Veranstalter, dass wir den Kontakt für unumgänglich notwendig halten zwischen den Machern von Bildungssoftware und den Bildungspolitikern.
Wir danken Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin Ahnen, dass Sie trotz der mannigfachen Beanspruchungen und Verpflichtungen in Ihrem Ministerium persönlich die Preisverleihung vornehmen. Mit dieser Geste unterstreichen Sie das besondere Interesse, das Sie und Ihr Haus den Fragen nach Einsatz, Nutzen und Problemen der Anwendung von Multimedia und Telekommunikation im Bildungswesen beimessen.
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Verflixte oder glorreiche 7?
Meine Damen und Herren, in der vergangenen Woche kam ein Supplement des Friedrich-Verlages mit einem Bericht über "digita" als Deutschlands unabhängigem Bildungssoftware-Preis mit dem Aufmacher "Das verflixte 7. Jahr". Wir stehen allerdings eher auf "die glorreichen Sieben". Ich bin gespannt, wer recht hat. Gleichwohl - im 7. Jahr des digita haben wir eine Rekordbeteiligung: 107 Produkte sind am Start gewesen, die Teilnehmer des Intel-Förderpreises nicht mitgerechnet.
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Politik und Wirtschaft
Dass eine wachsende Zahl an guter Software zur Verfügung steht für die allgemeinbildende Schule, für die berufliche Aus- und Weiterbildung, für die Hochschulen und für die Erwachsenenbildung und für das Lernen zu Hause - dafür liefert nicht nur der digita gute Beispiele. Auf dieser Bildungsmesse gibt es mannigfache Belege für die vorbildliche Arbeit, die viele Medienhäuser leisten (über die negativen Entwicklungen wollen wir heute nicht reden).
Lassen wir uns also von der Zuversicht leiten, dass die deutschen Ministerien und ihre nachgeordneten Einrichtungen bis hinunter in die allgemein- und berufsbildenden Schulen, aber auch die Personalentwicklungsabteilungen in Unternehmen und schließlich auch die Hochschulen ihren Job schnell und gut tun, indem sie ihre didaktischen Konzepte für das Lernen in der Informationsgesellschaft modifizieren und indem sie ihr Personal für die neuen Formen des Lernens qualifizieren.
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Wie notwendig diese Entwicklungen sind, dürfte uns allen deutlich sein, wenn wir uns die Ergebnisse der PISA-Studie vergegenwärtigen. Allerdings, es wäre vermessen, den Eindruck zu erwecken, mit den hervorragenden Produkten, die heute ausgezeichnet werden sollen, wäre PISA anders gelaufen - wenngleich die Vermutung eine hohe Plausibilität hat.
Dass Sie, sehr geehrte Frau Ministerin Ahnen, und Ihr Haus externe Unterstützung benötigen bei Ihren Aktivitäten zur Personalentwicklung, zur Schulentwicklung und zur Curriculumentwickung, ist allen hier Anwesenden klar. Sie finden bei den Nominierten und Siegern des digita, aber auch bei vielen anderen Teilnehmern am Wettbewerb, leistungsfähige und kreative Unternehmen, mit denen in den genannten Aufgabenbereichen zusammenzuarbeiten sich lohnt.
Die höchst erfolgreiche Kooperation aller Länder-Bildungsministerien mit einigen Unternehmen des IuK-Sektors im Bereich der Lehrerqualifizierung wird Ihnen nachher deutlich bei dem im digita-Programm erstmals vergebenen Intel-Förderpreis.
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Zum digita 2002
Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nun den Wettbewerb um den digita2002 im Resümee vorstellen. Wir freuen uns, dass wir auf ein wachsendes Interesse am Wettbewerb stoßen. Der digita wird mittlerweile in der Presse und bei den Medienhäusern als der klassische Preis in der deutschsprachigen Bildungssoftware-Landschaft charakterisiert. So nimmt es nicht Wunder, dass sich nicht nur mehr Unternehmen am Wettbewerb durch Einsendungen beteiligten, sondern sich auch meldeten, um mitzuteilen, dass sie momentan nichts Konkurrenzfähiges anzubieten haben, aber bei der nächsten Runde wieder mit dabei sein könnten.
So sah die Beteiligung aus:
- Zahl der beteiligten Produkte: 107
- Zahl der Nominierungen: 18
- Zahl der Sieger: 11
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Natürlich wird man immer wieder gefragt: Was ist digita? Welche Intentionen verfolgt digita? Wie wird der Wettbewerb durchgeführt? Lassen Sie mich auf diese Fragen kurz eingehen.
Digita will Qualitäts-Maßstäbe setzen, an denen sich der Markt orientieren kann. Damit setzt digita ein doppeltes Signal, und zwar
- an die Anbieter: hochwertige Bildungssoftware zu produzieren, weil der Markt langfristig nur mit Qualität zu beeindrucken ist - oder umgekehrt (was drastischer ist): die minderwertigen Produkte gefährden den Markt insgesamt
- an die Käufer: durch bewusste Kaufentscheidungen für qualitativ überzeugende Produkte den Herstellern Signale für Produktionsentscheidungen zu geben.
Entsprechend der Marktentwicklung ist digita ein Preis, der ein breites Spektrum an Produkten erfasst:
alle lern- und bildungswirksamen online- oder offline-Angebote nehmen an unserem Wettbewerb teil, ohne Beschränkung auf Zielgruppen und Lebensalter, auf Marktsegmente und auf Lernorte.
digita kennt keine Genrebeschränkung: Er hat Wettbewerbsteilnehmer vom Lernprogrammen über Nachschlagewerke bis zu Edutainment und Infotainment; reine Spielprogramme indessen sind nicht Gegenstand des Preises.
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Qualitätsmerkale guter Software
Wir werden häufig gefragt: Woran kann man gute von schlechter Software unterscheiden? Kann man in wenigen Punkten sagen, was eine gute Software haben muss, damit sie einen Preis gewinnt? Die digita-Juroren müssten hierauf eine schnelle Antwort parat haben - indessen steckt die Problematik im Detail. Gleichwohl haben wir ein Set an allgemeinen Antworten parat. Ich will nun nicht die digita-Kriterienliste aufsagen, die zur Grundlage der Preisentscheidungen gemacht wird. Lassen Sie mich in wenigen Stichpunkten umreißen, worauf es uns ankommt (die Reihenfolge ist keine Rangfolge):
- Eine gelungene pädagogisch-didaktische Gestaltung eines Themas
Mit Blick auf die potentiellen Lerner: eine inhaltlich gute Erschließung der Thematik
- Eine lernmethodisch gute Strukturierung (auch: ein schlüssiges Methodenkonzept)
- Eine Beachtung pädagogischer Reformkonzepte, deren wesentliche u.a. Stichwörter sind: Befürwortung von Konzepten des entdeckenden und selbstbestimmten Lernens, Unterstützung beim Erwerb kommunikativer und kooperativer Kompetenz, Möglichkeit zur Differenzierung und Individualisierung im Lernprozess
- Eine konsequente Lernerorientierung, die dem Nutzer viel Interaktionsmöglichkeiten und Handlungsspielräume bietet
Eine integrative Verankerung von Lernspaß und Lernfreude in der Aufbereitung der Inhalte, d.h. Kein Auseinanderfallen von inhaltlichen und spielerischen Elementen
- Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten von Multimedia und Telematik, d.h. Ein Mehrwert gegenüber Buch, Film, Dia-Serie, Hörspiel zu demselben Thema,
- Berücksichtigung des aktuellen Standes der Softwaretechnik (inkl. Ergonomie und Design)
- Technische Fehlerfreiheit bei Installation und Betrieb
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Wettbewerb-Trends
Lassen Sie mich bitte einige Trendaussagen zum diesjährigen Wettbewerb machen.
Während wir vor zwei Jahren an dieser Stelle noch die relative Rückständigkeit der Bildungssoftware für die berufliche Qualifikation bemängeln mussten, so können wir heute erfreut feststellen, dass im Wettbewerb gerade in diesem Marktsegment besonders viele positive Angebote zu verzeichnen sind. Allerdings findet die Jury, dass Licht und Schatten hier den stärksten Kontrast aufweisen.
Erstaunlich ist die Entwicklung in der Kategorie "Privates Lernen". Es gab hier noch nie ein so geringes Angebot wie im diesjährigen Wettbewerb. Dies hängt auch damit zusammen, dass es einen regelrechten Einbruch bei der Software zum Fremdsprachenlernen gab.
Nach wie vor defizitär - quantitativ und qualitativ - bleibt das gesellschaftliche Themenspektrum.
Erfreulich ist hingegen die Entwicklung im Bereich der universitären Bildung. Es gab so viele interessante Angebote, dass sich die Jury spontan entschlossen hat, die Kategorie "Berufliche Aus- und Weiterbildung" in die Sparten "Studium" und "Fachbildung" zu gliedern.
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Und noch eine überaus spannende Entwicklung hat sich vollzogen: In vielen Produkten gibt es eine enge Verschränkung von Online- und Offline-Elementen. Dies hat bei der Jury zu der Überlegung geführt, die Kategorie "Online" im laufenden Wettbewerb zu tilgen, weil nicht über die Distributionsform, sondern über die Inhalte und deren Aufbereitung für das E-Learning zu entscheiden ist. Zukünftig macht also die Einteilung der digitalen Medien nach Darreichungsformen keinen Sinn mehr.
Es wird deutlich, dass es zunehmend mehr Autorentools für didaktische Zwecke gibt. Die Jury prüft, ob es im nächstjährigen Wettbewerb eine eigene Kategorie "Didaktik- Tools" (oder so) geben sollte.
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Der Sonderpreis
In jedem Jahr wird in der Jury die Frage nach der Orientierung des Sonderpreises mit Spannung erwartet. Meistens gibt es dabei gar nichts kontrovers zu diskutieren. So auch in diesem Jahr. Wir haben den Sonderpreis einem Produkt gewidmet, das aus unserer Sicht einen vorbildlichen Prototypen darstellt, bei allen kritischen Diskussionen, die darüber stattfinden werden. Wir denken, es sollte eine Initiative herausgestellt werden, die bahnbrechend für den Kompetenzerwerb in unserem Lande sein könnte, mit Konsequenzen, die für alle Seiten Vorteile haben wird. Mehr sage ich an dieser Stelle nicht.
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Intel-Förderpreis
Der Intel-Förderpreis, der erstmals in diesem Jahre verliehen wird, ist reserviert für Teilnehmer an der bundesweit mit ungeheuer großem Erfolg laufenden Qualifizierungsmaßnahme "Intel-Lehren für die Zukunft", die von den einzelnen Bildungsministerien getragen und von mehreren IT-Unternehmen und Medienhäusern gefördert wird. Aus 14 Ländern sind Projekte in die Bewertungsrunde der digita-Gutachter und -Juroren gelangt. Sie wurden ebenso getestet und einem ausgiebigen Beurteilungsverfahren unterzogen wie die Produkte in den anderen digita-Kategorien. Sieben Projekte wurden am Ende nominiert, der Sieger wird heute ausgezeichnet.
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Die Jury
Meine Damen und Herren, nachdem ich aus der Arbeit der Jury schon Überlegungen und Ergebnisse vorgetragen habe, darf ich Ihnen die Mitglieder der Jury vorstellen: Für die Träger des Deutschen Bildungssoftware-Preises sind Herr Hess (bild der wissenschaft), Herr Prof. Ring und ich in der Jury tätig. Als externe Jury-Mitglieder wirkten in diesem Jahr mit: Dr. Charlotta Flodell (Verbund öffentliche Bibliotheken Berlin), Wolfgang Friebe (Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend des Landes Rheinland-Pfalz), Reiner Korbmann (Science&Media, München), Rudolph Peschke (Hessisches Kultusministerium), Dr. Martina Roth (INTEL GmbH), Dr. Andreas Vogel (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Manfred Wolf (Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung, Bayern).
Alle Jury-Mitglieder sind beruflich sehr eng mit unterschiedlichsten Fragen der Entwicklung oder Anwendung von Bildungssoftware in verschiedenen Sektoren des Bildungsmarktes vertraut.
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Ich möchte nicht schließen, ohne von dieser Stelle aus allen zu danken,
- die sich als Teilnehmer dem Wettbewerb gestellt haben
- die als Gutachter tätig waren
- die als Jurymitglieder um Entscheidungen gerungen haben
- die in der digita-Geschäftsstelle unermüdlich gearbeitet haben
- dem Team der Messe Köln
- und last not least den ideellen Trägern der Bildungsmesse in den Personen von Herrn Ammann (didacta-Verband) und Herrn Eggert (VdS-Bildungsmedien), die die Durchführung des digita fördern.
Die digita-Jury freut sich schon heute auf den nächsten Wettbewerb, dessen Ergebnisse auf der Bildungsmesse 2003 in Nürnberg vorgestellt werden.
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