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Service › Reden 2011 > Wilfried Hendricks |
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23. Februar 2011
Wettbewerbsnachlese 2011
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Wilfried Hendricks, digita-Initiator und Leiter des IBI - Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft.
Sehr geehrte Frau Ministerin Schick, dear John Davis, meine sehr geehrten Damen und Herren,
vielleicht werden Sie sich denken, der Juryvorsitzende plaudert jetzt aus dem Nähkästchen der Jury und lässt in die Höhen und Abgründe des Wettbewerbs schauen. Da haben Sie recht - aber auch nur zum Teil. Wir möchten nur die guten Dinge hervorheben, wir möchten über den Tag hinaus Anregungen zum Gespräch und noch mehr zum Handeln geben.
Zunächst zu einer Veränderung, die im |
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digita für uns sehr bedeutsam ist: Nachdem die renommierte Zeitschrift bild der wissenschaft, als Mitbegründer des digita, diesen Preis 15 Jahre lang mitgetragen und geprägt hat, bat der Chefredakteur Wolfgang Hess darum, die Mitträgerschaft zu diesem Jahr aus ökonomischen Gründen abgeben zu können. Es war eine Trennung in Freundschaft.
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Neue Kategorie Vorschulische Bildung
Neben der organisatorischen Veränderung gab es auch eine strukturelle: Wir haben in diesem Jahr die Kategorie "Vorschulische Bildung" eingeführt. Damit geht die Neubezeichnung einiger Sparten einher. Die Kategorien der allgemeinbildenden Schulen heißen "Grundschule" "Sekundarstufe I und II" und in der privaten Bildung sprechen wir jetzt nicht mehr von "unter zehn Jahren", sondern "über sechs Jahren". Substantiell hat sich allerdings nichts geändert. Der Ablauf des Wettbewerbs ist wie in all den anderen Jahren: Uns stehen etwa 60 Gutachterinnen und Gutachter zur Verfügung, die unabhängig voneinander zu zweit ein Produkt beurteilen. Die Jury setzt sich mit den Gutachten auseinander und kommt in einer zweitägigen Runde zusammen, an deren Ende ein Meinungsbild entsteht, von dem ausgehend mögliche Sieger in einer Kategorie nominiert werden. Kurz vor der Preisverleihung werden die Sieger endgültig bestimmt.
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Wichtigste Erkenntnisse aus dem Wettbewerb
Welche Ergebnisse sind aus Sicht der Jury von besonderem Interesse? Nun, in solch einem spannenden Wettbewerb ist vieles bemerkenswert. Häufig sagen mir die Jurymitglieder "das musst du unbedingt während der Preisverleihung mal rüberbringen". Die Vielfalt dieser Ratschläge kann ich nicht ganz "rüberbringen“, aber will ich mich an dieser Stelle auf fünf Aspekte konzentrieren.
Erstens: Die vorschulische Bildung nimmt ungemein zu.
Zu unserer freudigen Überraschung gab es eine große quantitative und qualitative Steigerung in den Angeboten für Kinder im Vorschulalter. Besonders hervorzuheben ist die inhaltliche, technologische und gestalterische Vielfalt der eingereichten Produkte. Dies veranlasste uns schließlich dazu, diese neue Kategorie einzuführen. Bereits in den Vorjahren hatten wir erwogen, eine entsprechende Kategorie ins Leben zu rufen. Erst in diesem Jahr verfügen wir allerdings über ausreichend Produkte mit entsprechender Qualität. Wir konnten fünf herausragende Produkte nominieren, wovon sich eines eher an die erwachsenen Begleiter der Kinder richtet.
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Zweitens: Wir haben in diesem Jahr enorme Defizite im Bereich der allgemein bildenden Schulen festgestellt.
Hier können wir weder qualitativ noch quantitativ zufrieden sein. Trotz einer genügend hohen Anzahl an Produkten mussten zwei Sparten gänzlich unbesetzt bleiben. Das ist in der Geschichte des digita erst zum zweiten Mal passiert. Man könnte jetzt festhalten: "Gut, der Markt ist im Umbruch" - aber, das ist er eigentlich immer! Andere Experten sprachen von der Unsicherheit der Hersteller. Sie bräuchten deutlichere Zeichen aus der Politik, was den Schulmarkt in Hinblick auf die virtuellen und realen Lernwelten betrifft. Die Jury geht aber davon aus, dass gerade Länder und Kommunen weniger Zeichen geben als vielmehr konkret handeln sollten. Wer Geld für Hardware ausgibt, muss auch für die notwendigen digitalen Medien und Werkzeuge sowie für die breitbandigen Übertragungen sorgen. Und: Letztendlich darf die Qualifizierung des pädagogischen Personals nicht vergessen werden.
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Drittens: Die Medienkompetenz des pädagogischen Personals und der Eltern.
Es ist aus der Sicht der Jury gutzuheißen, dass viele Anbieter ihre medienpädagogischen Gedanken mit Erziehern, Lehrern und Eltern teilen wollen. Es ist wichtig, alle Beteiligten an eine individualisierte Medienwelt heranzuführen. Es gilt, das richtige Maß an Mediennutzung zu finden, d.h., auf der Datenautobahn nicht unter die Räder zu kommen. Hochwertige Informationen erhalten diejenigen Eltern, die für die Begleitung ihrer Kinder beim Eintritt in die Medienwelt sensibilisiert werden. Mehrere Produkte haben sich dezidiert der Entwicklung von Medienkompetenz angenommen. So wird zum Beispiel die Einbindung der Eltern in die Nutzung eines Internetangebots über einen Eltern-Kind Modus ermöglicht. Ein Portal bietet Jugendlichen, Lehrern und Eltern unterschiedliche Zugänge zu inhaltlichen Fragen und eröffnet dadurch einen Eintritt zu den medial vermittelten Inhalten. Ein Tool gibt den Nutzern die Möglichkeit zum Austausch über das Netz. All das setzt voraus, dass die Medienanwender ihre Medienkompetenz selbst entwickeln wollen.
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Viertens: Der Stellenwert neuer technologischer Lösungen.
Ich zitiere eine Kollegin aus der Jury: "Die Tatsache, dass ein Hersteller eine neue Technologie anwendet, gleicht keine didaktischen Mängel aus". Die Angebote für mobiles Lernen sind ausbaufähig. Plötzlich werden alte didaktische Mängel wiederholt, die längst überwunden schienen. "Es geht doch nicht in erster Linie um die Technik, sondern um Inhalte, Didaktik und Nutzerfreundlichkeit." Das war die Antwort der Kollegin auf die Frage, ob für die "Apps" eine eigene Kategorie aufgemacht werden sollte. Eine Antwort haben wir erst einmal zurückgestellt. Warten wir also ab, was die nächsten Monate bis zum Beginn des Wettbewerbs um den "digita 2012" bringen. Vielleicht gibt es dann eine genügend große Anzahl an erstklassigen Erzeugnissen, für die es sich lohnt, eine Kategorie "Mobiles Lernen" zu etablieren. Aber ich räume ein, dass der Begriff "Mobiles Lernen" oder "mobile learning" verzwickter zu sein scheint als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Der Begriff ist selbst nicht eindeutig. Er reicht vom Lernen am Notebook - weil mobiles Gerät - über Konsolen bis hin zu den Handhelds und Smartphones. Von den Gerätschaften her betrachtet bekäme das Thema dann eine technische Dominanz, die wir aber nicht als ausschlaggebend für die Etablierung eines Preises ansehen wollen.
Unter bildungstheoretischen Gesichtspunkten kann die Möglichkeit zum Lernen bei Bedarf an Ort und Stelle in Verbindung mit den innovativen technischen Möglichkeiten durchaus zu einer neuen Kategorie führen, weil unter dem Aspekt des mobilen Lernens die Fragen nach den Rahmenbedingungen von Lernen und schließlich auch der große Bereich des informellen Lernens mit erfasst werden.
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Fünftens: Webbasierte Anwendungen sind endgültig im Bildungsbereich etabliert.
Das internetgestützte Lernen wird als Lernform immer wichtiger. Ob in der Schule, im Studium, auf der Arbeit oder zu Hause. Das Internet spielt bei mehr als der Hälfte der Nominierten und Sieger des digita 2011 die dominante Rolle - als reines Internetangebot oder als Medienmix mit dem Leitmedium Internet. Offensichtlich wird zunehmend versucht, die Vorteile der jeweiligen Medienformate zu einem wirksamen Mehrwert zusammenzuführen. Aber wir können leider nicht immer feststellen, dass dieser cross over oder Medienmix von den Herstellern medienadäquat beherrscht wird:
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Die Textlastigkeit ist bei vielen Onlineangeboten sehr hoch. |
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In einem Lernsystem hat ein Angebot eine hervorragende Qualität; die anderen sind nur Durchschnitt. |
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Hochwertige Printmedien nutzen die beigeführten CD-ROMs nur als Accessoires ohne didaktischen Mehrwert. Die Qualität muss aber stimmen - digital ist kein Beiwerk! |
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