Service Reden 2011 > Marion Schick

 

23. Februar 2011
Rede anlässlich der Verleihung des digita 2011

 
 


digita-Schirmherrin Prof. Dr. Marion Schick, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg

- Es gilt das gesprochene Wort -


Lieber Herr Kollege Hendricks. Dear John Davis, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Um John Davis zu beruhigen: Sie sind hier in dem Land der Denker und der Innovatoren in Deutschland: Baden Württemberg hat in den letzten Jahren fast 50% der Innovationen, die zu Patenten in Deutschland führen, erarbeitet. Meine Damen und Herren, selbstverständlich

 

 
  unterstützen wir vom Bildungsministerium hier in Baden Württemberg alles, was die kompetente Nutzung und die Weiterentwicklung von Medien in der Schule unterstützt. Aber wir vergessen auch nicht, dass nicht die Zahl der Notebooks alleine über Innovationsfähigkeit, über Kompetenz, über Entrepreneurship etwas aussagt. Wir sind in dem Land, meine Damen und Herren, das dichtet und denkt, tüftelt und erfindet und dies in einem beispielhaften, auch europaweiten Bezug. Wir wollen dies weiter unterstützen und auch die IT-Kompetenz an den Schulen weiter fördern. Deswegen habe ich sehr gerne die Schirmherrschaft für den Deutschen Bildungsmedien-Preis digita übernommen und gratuliere auch jetzt schon allen sehr herzlich, die sich anschließend in die ewige Bestenliste der Gewinner eintragen können.

 
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Meine Damen und Herren, wenn wir uns die Entwicklung anschauen: Es sind fast 50% der 6-13-Jährigen in Deutschland, die heute in einem sozialen Netzwerk aktiv sind. Und diese Zahl ist für manche Lehrerinnen und Lehrer sicherlich noch überraschend, denn wir sind anders aufgewachsen und deswegen ist die Frage der Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer natürlich eine entscheidende. Und vielleicht sogar wichtiger als die Frage der Ausstattung mit Hardware. Ich komme zu Ihnen Herr Prof. Hendricks, sie fragen: "Gibt es denn noch den Wagemut in der deutschen Politik hier auch wieder Zeichen zu setzen in der Bildungspolitik?" Am Wagemut scheitert es nicht, sondern an der Frage der Priorisierung der Ausgaben im Bildungsbereich. Eines müssen wir ganz klar sehen, meine Damen und Herren. So unumkehrbar der Prozess der Digitalisierung der Medienlandschaft und überhaupt der Medialisierung der Bildungslandschaft ist, so hat er doch ein ganz spezifisches Charakteristikum: Er ersetzt nicht Lehrerinnen und Lehrer.

 

Deswegen ist ein Bundesland bei der Priorisierung der Bildungsausgaben immer in der Frage und in der Not zu sagen: Wofür gebe ich das Geld zuerst aus? Baden Württemberg hat diese Entscheidung getroffen. Wir haben in diesem Jahr einen Höchststand an Lehrerinnen und Lehrern. Über 110 000 Menschen arbeiten an der Bildung junger Menschen, ein Höchststand seit 35 Jahren. Sie werden mir unmittelbar folgen, wenn ich sage: Wir haben keinen Höchststand an Schülerinnen und Schülern in diesem Jahr. Dies ist ein ganz klares Bekenntnis für Bildungsausgaben, aber auch eine ganz klare Priorisierung, denn die Digitalisierung der Bildungslandschaft in einem Flächenland wie Baden Württemberg steht im Moment zurück, gegenüber der Verstärkung der Woman- und Manpower in der Bildungslandschaft, denn es nützt uns nichts, die Hardware flächendeckend im Lande verbreitet zu haben – sehr gerne lade ich die Wirtschaft ein, uns hier zu unterstützen – es nützt uns nichts, wenn wir nicht kompetente Lehrerinnen und Lehrer haben und vor allem, wenn wir nicht Konzepte der Nutzung von digitalen Medien haben, die vielleicht im Begriff des Blended Learning am besten zusammengefasst sind.

 

Ich will keine Schulen und keine Klassenzimmersituationen, in denen man alleine durch die Anwesenheit eines Notebooks meint, die Herausforderungen der Bildung der Zukunft bereits gewonnen zu haben. Ich will aber auch keine Schulen in Baden-Württemberg, in denen man meint, durch die Abwesenheit von Notebooks bewiesen zu haben, dass man einem klassischen Bildungsideal sehr nahe ist und dies mit Klauen und Zähnen verteidigt. Der Weg muss dazwischen gehen, meine Damen und Herren, selbstbewusst. Lehrerinnen und Lehrer sind nicht in einer ständigen Aufholjagd gegenüber den digital natives, die sie nie einholen werden, sondern wir müssen sie ermuntern, Medien bewusst selbstbewusst einzusetzen, aber durchaus auch Lernkonzepte zu finden, die die Schüler in ihrem Vorsprung abholen und einbinden. Den Wettlauf werden wir ansonsten nie gewinnen. Aber es ist für mich selbstverständlich, dass heute eine Schul- und Unterrichtssituation digitalisiert und medialisiert ist.

 

Wir sind gerade in Baden-Württemberg dabei, Grundschulen verstärkt bei der Medienbildung zu unterstützen, Ziel ist es, Kinder und Jugendliche von Anfang an zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu erziehen. Ich erhoffe mir auch von den heute ausgezeichneten Bildungsmedien dabei Unterstützung, Anregung und Wegweisung. Ich erhoffe mir von den Unternehmen im Bereich der Bildungsmedien und der Digitalisierung Unterstützung. Alle Schule flächendeckend mit Hardware auszustatten, wäre eine Überforderung des Haushalts und da ist ein kleiner Unterschied zu manchen Ländern wie Portugal oder anderen, die genannt wurden. Deutschland legt Wert darauf, stabile und konsolidierte Haushalte zu schaffen. Also: am Wagemut fehlt es nicht. Nehmen Sie mich beim Wort! Wir werden hier weitere Initiativen starten und ich bin auch aufgeschlossen und dankbar für Initiativen aus der Wirtschaft. Mit unserem Landesmedienzentrum in Baden-Württemberg haben wir eine Anlaufstelle für alle Schulen sowie Interessierte, die sich in die Digitalisierung einbringen möchte. Jedermann ist herzlich eingeladen mit uns zusammen in Baden-Württemberg die nächsten Schritte zu gehen, auch die Industrie lade ich sehr herzlich ein.

 


Mein Dank gilt all Denen, die sich Mühe gemacht haben in diesem Wettbewerb. Allen voran die Jury. Ich habe vorher den Jurypräsidenten gefragt, ob es viele gute Einsendungen gab und er hat diplomatisch geantwortet. Nach einer kurzen Sekunde des Überlegens sagte er: "Am Ende war alles gut". Das, glaube ich, bezieht sich auf die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger. Wir wollen Sie nicht länger auf die Folter spannen. Da sind Sie im großen Vorteil im Vergleich zu mir. Ich muss jetzt leider wieder weg, ich kriege nicht mit, wer die Preise gewonnen hat, hoffe aber, dass ich eine Presseinformation bekomme. Wir wollen Sie nicht auf die Folter spannen. Ich glaube jetzt ist es soweit.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 
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