Service Reden 2010 > Ulrich Heinemann

 

17. März 2010
Rede anlässlich der Verleihung des digita 2010

 
 
Dr. Ulrich Heinemann, Nordrhein-Westfälisches Ministerium für Schule und Weiterbildung (in Vertretung der digita-Schirmherrin, Ministerin Barbara Sommer)

- Es gilt das gesprochene Wort -


Sehr geehrter Herr Professor Hendricks, liebe Veranstalter, sehr geehrter Juroren, meine Damen und Herren,
vor kurzem las ich den sehr persönlichen Kommentar eines Vaters dreier Töchter, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: "Meine älteste Tochter", so der Vater, "nutzt das Internet; meine mittlere lebt mit dem Internet; meine jüngste lebt im Internet." Ich denke, meine Damen und Herren, dieses Beispiel macht deutlich, wie sich in der
 

 
  Zeitspanne kaum einer Generation, die Zeiten geändert haben und wie sehr die Kommunikationsmedien, die neu zu nennen ich mich scheue, mit dem Leben gerade der Jüngeren verbunden sind.
Deshalb ist der Preis, den wir heute verleihen, der "digita 2010", als ein Preis für überzeugende didaktische Konzepte und innovative Gestaltung, das heißt ein Preis für Qualität und Kreativität der Lehr- und Lernmedien, auch so wichtig.

 
  Reden 2016  
  Reden 2015  
  Reden 2014  
  Reden 2013  
  Reden 2012  
  Reden 2011  
  Reden 2010  
  Reden 2009  
  Reden 2008  
  Reden 2007  
  Reden 2006  
  Reden 2005  
  Reden 2004  
  Reden 2002  
  Reden 2001  

Ich möchte Sie, meine Damen und Herren, hier und heute ganz herzlich begrüßen und ich tue das auch im Namen der Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, im Namen von Barbara Sommer, die den "digita 2010" nicht selber verleihen kann, dies aber gerne getan hätte. Sie hat mich gebeten, noch einmal zu verdeutlichen, wie sehr die Schule der Zukunft Anschluss halten muss an die Entwicklungen der modernen Mediengesellschaft und wie eng dieser Anschluss gekoppelt sein muss an ein hohes Niveau der Bildungsmedien.
Denn dieses Niveau, auch das ist eine Wahrheit, die hier hingehört, ist nicht selbstverständlich gegeben, ja die virtuellen Räume, in die nicht wenige Jugendliche täglich abtauchen, haben - auch das ist eine Binsenweisheit - ihre durchaus großen Gefahren.

 

Da ist es wichtig, dass unsere Schulen, dass die Lehrkräfte dort eine Sensibilität für die Bedeutung von Medienkompetenz gewinnen und das bedeutet im Einzelnen eine Sensibilität nicht nur für die Mediennutzung, sondern auch für den kritischen Umgang mit den Medien, aber auch für die Möglichkeiten der Mediengestaltung.
Auch hier klafft in Deutschland mehr als in anderen Ländern eine Lücke, eine Lücke zwischen der schulischen und der häuslichen Nutzung von PC und Internet, wie eine aktuelle Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von Microsoft unter Lehrern, Schülern und Eltern aus diesem Frühjahr ergab.

 

Auf der anderen Seite ist es auch richtig: Die Schulen haben sich, was die digitalen Medien anbetrifft, auf den Weg gemacht. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise haben wir sehr früh begonnen, damals, im Jahre 2000 mit unserer "e-nitiative.nrw" und mitdem erfolgreichen Versuch, über unsere "e-teams" die Medienberatung von Schulen in die Regionen hineinzutragen. Schon lange auch unterstützen wir unsere Schulen mit passgenauen Fortbildungsangeboten gerade im Medienbereich. In Nordrhein-Westfalen ist es Schulen über einen eigenen Fortbildungsetat, den wir in diesem Jahr noch einmal um 5 Mio. EURO auf ca. 16 Mio. EURO aufgestockt haben, möglich, sich über die Fortbildung für den Einsatz digitaler Medien fit zu machen.

 

Für uns in Nordrhein-Westfalen ist daneben die Frage der Verfügbarkeit digitaler Medien und Lernmittel an unseren Schulen, die Sicherung und der Aufbau dieser Verfügbarkeit eine wichtige Aufgabe. Das ist nicht nur so gesagt: Das ist zum Teil schon Realität, wenn ich beispielsweise auf das Download-Portal EDMOND-NRW schaue. Dieses Portal verfügt gegenwärtig über ca. 4.000 Medien. Jede Schule kann kostenlos auf diesen Download-Service zugreifen. Dazu gehören etwa Beiträge des Schulfernsehens der Sender WDR, Bayerischer Rundfunk und Südwestrundfunk, Hörfunkbeiträge der WDR-Sendung "Zeitzeichen", Podcasts der Landeszentrale für politische Bildung und die vom FWU, dem Medieninstitut der Länder, didaktisch aufbereiteten DVDs.
All das ist jederzeit und ohne Ausleihfrist im Unterricht nutzbar. Und Schülerinnen und Schüler können durchaus interaktiv mit diesen neuen Medien umgehen, sie nicht nur anhören und ansehen, sondern sie auch kritisch reflektieren und sogar kreativ tätig werden, etwa wenn aus drei Kurzfilmen ein neuer Trailer erstellt wird oder wenn aus Filmmaterial neue Unterrichtsmedien selbst hergestellt werden, natürlich immer unter Beachtung der rechtlichen Notwendigkeiten und Grenzen.
Dieses Angebot ist nicht nur da, es wird auch abgenommen: Allein im Jahre 2009 wurden in Nordrhein-Westfalen 13 Terabyte Medien heruntergeladen - das entspricht einer Videospielzeit von 2,7 Jahren und zeigt: Die digitale Welt ist auch in der Schule angekommen und vor allem zeigt es, Schule nutzt - anders als auf dem privaten Gebiet - digitale Medien nur dann, wenn sie bestimmten Qualitäts- und Seriositätsansprüchen voll entsprechen.

 

Und hier bin ich wieder beim "digita". Seit 1995 wird dieser Preis von der Stiftung Lesen, der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" und dem IBI verliehen. Er zählt zu den renommiertesten Preisen in der Bildungswirtschaft im deutschsprachigen Raum und das - wie der "digita 2010" und die hier nominierten Projekte und Produkte zeigen - vollkommen zu Recht. Die nominierten Produkte des "digita 2010" belegen auch, wie vielfältig und hochrangig die Akteure sind, deren Produkte sich um den Preis bemühen:
Es sind private Anbieter dabei, Schulbuchverlage, aber auch öffentlich-rechtliche Einrichtungen, wie Fernsehanstalten, sogar Symphonieorchester. Und selbstverständlich umfassen die Wettbewerbsbeiträge für den "digita 2010" nicht nur den Einsatz in der Schule. Es sind Produkte, Lernprogramme, Werkzeuge, auch für die Aus- und Weiterbildung dabei - sowie für den privaten Bereich - vor allem den Nachmittagsmarkt. Ich beneide die Jury nicht, hier eine Auswahl zu treffen, denn ich bin überzeugt, alle nominierten Produkte sind von außergewöhnlich hoher Qualität und Kreativität.

 

Wenn ich für den Schulbereich ein vorläufiges Fazit ziehen darf, dann ist erstens noch einmal zusammenzufassen: Deutschland und die Schulen in Deutschland gehören im internationalen Vergleich nicht gerade zu den Trendsettern, was die Nutzung der digitalen Medien anbetrifft, aber unsere Schulen in Deutschland haben sich sichtbar auf den Weg gemacht. Dann ist zweitens anzumerken: Die Palette der verfügbaren digitalen Medien für den Einsatz im Schulunterricht ist mittlerweile groß, aber manchmal auch zu groß bzw. zu unübersichtlich. Da muss man die Spreu vom Weizen trennen; da muss man aussuchen und dazu braucht man Qualitätskriterien und Orientierungshilfen.
Der "digita" ist ein solches Qualitätskriterium, eine solche Orientierungshilfe. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn schleunigst erfinden. Gott sei Dank gibt es ihn und hoffentlich noch sehr lange. Ich wünsche allen Nominierten in diesem Wettbewerb viel Erfolg, vor allem wünsche ich allen Preisträgern und Nominierten eine breite positive Resonanz ihrer Produkte in der Aus- und Weiterbildung, im privaten Bereich, aber natürlich gerade auch in unseren Schulen. Denn nicht zuletzt da gehören sie hin. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 
         Impressum
       Datenschutz