Service Reden 2007 › Martin Günther

  28. Februar 2007
Rede anlässlich der Verleihung des digita 2007

 
 

 
Für die Schirmherrin, Ministerin Karin Wolff: Ministerialdirigent Martin Günther, Abteilungsleiter im Hessischen Kultusministerium auf der didacta 2007 in Köln

Sehr geehrter Herr Professor Hendricks, sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich gratuliere ich zu zwölf Jahren digita-Preis, im schnelllebigen Medienzeitalter eine lange Zeitspanne. In diesen 12 Jahren hat digita der Medienentwicklung im Bildungsbereich stets einen Qualitätsspiegel vorgehalten. Frau Ministerin Karin Wolff hat gerne die Schirmherrschaft übernommen, muss sich aber leider (wegen einer KMK-Sitzung) für heute entschuldigen. Ich überbringe ihre herzlichen Grüße.

 
 


Es ist gut, dass der Deutsche Bildungssoftware-Preis auf der Bildungsmesse vergeben wird. Hier erwarten die Pädagogen Orientierungen und hier möchten sie Produkte kennen lernen, die Maßstäbe setzen und Qualität gewährleisten.

Wenn ich mich auf der Messe umschaue, sehe ich eine wachsende Zahl an guter Software. Auf dieser Bildungsmesse gibt es mannigfache Belege für die vorbildliche Arbeit, die viele Medienhäuser leisten. Pädagogen, Eltern und andere an Bildung Interessierte erhoffen sich - in einem unÜbersichtlichen Markt - Hilfe von einer vertrauenswürdigen Instanz. Dieses Vertrauen zu wecken ist nicht einfach. Der digita-Preis setzt in einem schwierigen Feld Maßstäbe und trägt deshalb wesentlich zur Qualitätsentwicklung bei. Es werden multimediale Lernangebote ausgezeichnet, die in pädagogisch-didaktischer Hinsicht und im Blick auf die grafisch-technische Gestaltung Beispiel gebend sind.

Der Einsatz der neuen Medien ist eine großartige pädagogische Chance. Beim Nutzen dieser Chance müssen wir auf Qualität und bei Kindern und Jugendlichen darauf achten, dass sie selbst ein Qualitätsbewusstsein entwickeln. Denn das ist Teil eines tragfähigen Bildungsverständnisses: nicht allein den künftigen Konsumenten zu begleiten, sondern dem kritischen Benutzer die Möglichkeit zu geben, Kriterien zu entwickeln zur Beurteilung von Qualität.

 
 
Gestatten sie mir, in Vertretung der Schirmherrin und Hessischen Kultusministerin einige Bemerkungen zur Situation in Hessen zu machen. In der hessischen Bildungspolitik und in der Schulentwicklung haben die neuen Medien und IT seit Jahren einen sehr großen Stellenwert. Die Landesmedieninitiative Schule@Zukunft, die 2006 für weitere drei Jahre vom Landtag beschlossen wurde, ist dafür ein sichtbarer Beleg. Bei dieser Landesmedieninitiative ist Veränderung an sich nicht unser Anliegen. Ich erinnere nur an die Wechsel von Leitbildern innerhalb von nur 15 Jahren, von Multimedia, Internet, eLearning oder aktuell web 2.0. Manches bewährt sich, manches wird aber wieder verworfen, manches zeigt sich vielleicht wieder in einem neuen Gewand. So äußert sich eben technologischer und gesellschaftlicher Wandel. Benötigt wird (mehr) Qualität in der Bildung.

Am Samstag findet in Hessen erstmalig ein Schulleiterkongress mit allen 2.200 Schulleitungen statt. Ein Novum und doch nur Baustein auf dem Weg zur eigenverantwortlichen Schule. Den Fragen nach dem Bildungsauftrag, nach Qualitätsverbesserung und nach dem Stellenwert von Medien müssen sich Schulen zunehmend stellen und auf diese Fragen je für sich Antwort geben. Auf diesem Weg brauchen sie Rat und Orientierung. Bildungsstandards, ein Referenzrahmen Schulqualität, auch der digita können können solche Orientierung geben.


 
 
Schulen benötigen hochqualifiziertes Personal und eine professionelle Infrastruktur. Eine gute Bildungsinfrastruktur, wozu unbedingt hochwertige Medien gehören und qualifiziertes Personal werden als unverzichtbar angesehen, damit die Schulen ausreichend Gestaltungskraft für die anstehenden Entwicklungsschritte entfalten können.

Schulen brauchen eine zeitgemäße und leistungsfähige IT-Infrastruktur für ihre Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Diese werden im Hessischen Schulgesetz, in Lehrplänen und künftig durch Bildungsstandards eingefordert. In den Medienkonzepten der Schulen als Teil der Schulprogramme, die auch von den Schulträgern für ihre Planungen benötigt werden, lassen sich diese Aufgaben gliedern in spezielle Unterrichtsangebote wie Medienerziehung, Informationstechnische Grundbildung oder Informatik und in das Unterrichten ganz generell. Hier geht es um die Verbesserung des Lehrens und Lernens in allen Fächern, und um die Förderung von Medienkompetenz und hier geht es auch um die Förderung des selbstständigen Lernens.


 
 
Schulen brauchen aber auch eine geeignete IT-Bildungsinfrastruktur für ihre eigene Organisationsentwicklung, für ein effektives Schulmanagement und zur Erleichterung von Lehrerarbeit im Kollegium. Sie wird ebenso benötigt für die Präsentation der Schule im Internet, für die Kommunikation mit Eltern oder mit schulischen Partnern.
Schulen sind auf eine veränderte Lehrerbildung angewiesen. Mit umfangreichen Maßnahmen zur Förderung von Medienkompetenz in allen Phasen der Lehrerbildung, von der Hochschule, über die Seminarausbildung, für berufstätige Lehrkräfte bis hin zur Fortbildung von Schulleitungen wird dieser Notwenigkeit entsprochen.
Eigenverantwortlich agierende Schulen suchen und brauchen Unterstützung, gerade im Medienbereich. Regionale und landesweite Serviceangebote sollen ihnen Gestaltungsmöglichkeiten und Entlastung bieten. Mit pädagogischen IT-Diensten werden zum Beispiel
•  fach- und lehrplanorientiert Unterrichtshilfen bereit gestellt,

 
können sich Schulen eine Homepage oder eine eigene virtuelle Lernwerkstatt aufbauen,
•  werden Schulpartnerschaften erleichtert,

 
werden Landeslizenzen für Medien mitgeteilt oder auch Lehrerkooperationen ermöglicht.

Die dargestellte Schulentwicklung wird in Hessen als Gemeinschaftsaufgabe umgesetzt.
Alle kommunalen Schulträger und auch Schulen in privater Trägerschaft beteiligen sich mit umfangreichen Maßnahmen an Schule@Zukunft; ebenso hessische Universitäten, das Amt für Lehrerbildung und die Staatlichen Schulämter.

 
 
Bei allen Erfolgen, die in den letzten Jahren erzielt werden konnten, sollen aber auch Schwierigkeiten nicht verschwiegen werden.
Zu viele Lehrkräfte halten Distanz und die Ausstattung ist nicht überall optimal. Schulen sind unterschiedlich weit in der Mediennutzung vorangekommen und haben unterschiedlich gute Hardwareausstattung. Und bei weitem nicht alle Lehrkräfte haben die Kraft und den Mut, Medien in ihrem Unterricht einzusetzen. Es wird in verschiedenen Untersuchungen deutlich, dass sogar fast ein Drittel der Lehrkräfte einer schulischen Medienpädagogik eher ablehnend gegenüber stehen.
Speziell für diese Gruppe der Pädagogen, aber auch für andere müssen praxisorientierte, didaktisch und methodisch fundierte Materialien zur Verfügung gestellt werden, die einfach handhabbar sind. Qualitätsmesser wie der digita helfen mit, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Es geht immer wieder neu um geeignete Software, um Lehrerbildung, um Bildungspläne und Unterrichtsorganisation, die Raum geben für entsprechende pädagogische Arbeit. Es geht um Unterstützungssysteme, es geht darum, dass Schulen gute Partner haben. Unsere Verlage sind hervorragende Partner in multimedialen Fragen geworden; dafür danke ich auch ihnen herzlich. Auf dieser Bildungsmesse gibt es mannigfache Belege für die vorbildliche Arbeit, die viele Medienhäuser leisten.


 
 


Was kann und soll ein Ministerium leisten? Die Technologieentwicklung ist dem eher beharrlichen System Schule stets weit voraus. An einen Wettlauf können wir uns nicht beteiligen. Wir werden (trotzdem) auch Fehler machen und Irrwege gehen.
Mit dem Konzept einer eigenverantwortlichen Schule sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg. Nicht durch ein Bündel von Reglementierungen, sondern durch Gestaltungsfreiräume schaffen wir Luft für Veränderungen. Bei einem dynamischen gesellschaftlichen Wandel brauchen wir Schulen und Bildungsstätten, die auch aus eigener Kraft sich neuen Aufgaben stellen und neue Medienpotenziale nutzen können. Wir sind dabei, den Schulen dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu geben. Für manche zu langsam, für andere zu schnell.

Nach diesen kurzen Ausführungen mache ich nun die Bühne frei für die Vergabe des Bildungssofware-Preises digita. Ich freue mich auf die Preisverleihung, auf die Vorstellung der neuen Produkte. Ich wünsche allen, die in diesem Bereich tätig sind, dass wir auch in den kommenden Jahren eine gute Weiterentwicklung erreichen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 
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